Miteinander reden - Miteinander lernen

Der Judaslohn

Diese Passionsandacht können sie hier auch als Videoandacht ansehen.


Lesung

Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern und sprach:
Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge.
Und von da an suchte er eine Gelegenheit, dass er ihn ausliefere.

(Lukas 26,14-16)

Besinnung

Kennen Sie dieses Gemälde?

Es heißt „Retter der Welt“ und wurde im November 2017 für etwa 450 Millionen Dollar (381 Millionen Euro) ersteigert. Jetzt ist es im Privatbesitz eines Arabers und ist im Ableger des Louvre-Museums in Abu Dhabi zu sehen.

Dieser „Retter der Welt“ ist das Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci (1452–1519), das Jesus Christus in Öl auf Walnussholz porträtiert.  

Es ist das mit Abstand teuerste Gemälde der Welt.

Vor 2.000 Jahren wurde der Retter der Welt schon einmal „verkauft“, und zwar für 30 Silberlinge. Genauer gesagt wurde Jesus von einem seiner Anhänger verraten.  

Judas wollte mit Sicherheit nicht, dass Jesus stirbt, aber er wollte mit seiner Tat bezwecken, dass Jesus bei seiner Festnahme seine göttliche Macht einsetzte, um sich selbst und dann auch das jüdische Volk endlich von der Herrschaft der Römer zu befreien. Judas war Zelot, das heißt, er hoffte, auf ein wirkmächtiges und gewaltsames Ende der verhassten Besetzung seiner Heimat durch die Römer.

Als Jesus bei seinem vorgesehenen Weg blieb, der ihn schließlich zum Tod am Kreuz führte, bereute Judas seinen Verrat, gab das Geld (den „Judaslohn“) den Priestern zurück und nahm sich anschließend das Leben.

Da die obersten Priester sich die Hände nicht schmutzig machen wollten, kauften sie damit einen Acker und machten daraus einen Friedhof (Mt 27,7). Wie viel Geld waren diese 30 Silbermünzen wert? Experten meinen, dass man damit damals wohl einen Esel hätte kaufen können. Heute könnte der Wert etwa 10.000 Euro entsprechen.

10.000 Euro damals – 450 Millionen Dollar – kann man den Wert eines Menschen in Geld ausdrücken?

Sie merken selbst, wie unangenehm Ihnen diese Frage ist. Natürlich kann man das nicht. Jeder einzelne Mensch ist unbezahlbar. Jedes einzelne Leben ist unbezahlbar. Selbstverständlich auch das Leben Jesu.


Dann frage ich Sie einmal andersherum: Wie viel Wert ist Ihnen Jesu Wort? Jesu Botschaft? Jesu Leben?

Wie wichtig ist Ihnen das? Ich gehe mal davon aus, dass es einiges gibt, was Ihnen wichtiger ist. Weil es uns näher erscheint. Notwendiger. Die Bewältigung unseres Alltags. Die Anforderung unseres Berufes, der Schule, des Haushalts. Die Sorge um unsere Gesundheit. Der Kampf gegen Corona.

So vieles gibt es, dass sich in den Vordergrund drängt. Zurecht natürlich. Denn vieles braucht unsere Aufmerksamkeit. Und viele Menschen benötigen unsere Aufmerksamkeit, unsere Hilfe, unsere Unterstützung, unseren Rat.

Da kann es schon passieren, dass Jesu Botschaft, Jesu Lebenswerk in den Hintergrund tritt. Schämen müssen wir uns dessen nicht.

Solange wir es nicht vergessen, verdrängen, ignorieren, was er getan hat, und was er uns aufgetragen hat. Der wirkliche Wert Jesu besteht darin, ob und wie wir ihn in unserem Gewissen sprechen und wirken lassen.

So vertrauensvoll und voller Liebe zu Gott seinen Weg zu gehen, wie Jesus es tat, das sei uns ein Vorbild.

So liebevoll und freundlich anderen Menschen zu begegnen, wie Jesus es tat, das sei uns ein Vorbild.

So glaubensstark auch dem Tod entgegenzugehen, wie Jesus es tat, das sei uns ein Vorbild.

Hoffnung, Liebe, Glaube – diese drei – da hatte Paulus völlig Recht! – diese drei machen den Wert, besser gesagt, die Kostbarkeit Jesu aus. Und das wurde uns geschenkt. Aus lauter Liebe. Bezahlbar ist das nicht. Gottes Liebe ist und bleibt unbezahlbar.

Gebet

Dank sei Dir, Herr, für Deine Liebe, mit der Du jedem und jeder unvoreingenommen begegnet bist – auch jeder und jedem von uns!

Dank sei Dir, Herr, für die Hoffnung, die Du uns gegeben hast, dass jeder noch so dunkle Weg mit Dir an der Seite zu bewältigen ist und zu einem guten Ziel führt.

Dank sei Dir, Herr, für den Glauben, den Du in unsere Herzen gießt und immer wieder stärkst durch die Kraft Deines Geistes. 

Dorothea Zager

Jesus Christus, Du gehst durch Leiden und Tod;
denn Du glaubst an das Leben.

Lass uns mit Dir auferstehen. Amen.

Gebet aus einem Misereor-Kreuzweg aus Lateinamerika, 1992